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Die Belagerung von Kanris

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Beitrag von Dys Do 06 Nov 2008, 17:30

Die Belagerung Kanris durch das Saeternische Imperium, aus der Sicht von Riana, Ordensmeisterin der Samyaniter.

Noch stand der Mond hoch am Himmel. Sein, sanftes, bläuliches. Licht reflektierte sich auf dutzenden Helmen. Ihre Rüstungen und Waffen waren mit einer dünnen schicht Eis überzogen. Die Kälte verwandelte jeden Atemzug in eine Säule aus Dampf. Und sie atmeten schnell. Sie alle waren nervös, als wäre es das erste mal dass sie in die Schlacht zogen. Sie blickte durch die Reihen der Soldaten die ihr für diesen Einsatz befohlen waren. Die meisten der Gesichter zeigten nur Entschlossenheit, denn sie gehörten Veteranen. Überlebende dutzender Schlachten. Doch in den Reihen standen auch immer wieder junge Männer und Frauen. Es mochten nicht einmal ein Drittel sein, und doch sagte dieses Bild dass sich ihr bot so viel mehr aus als jeder Bericht des Stabes. Das Imperium war verwundet. Viele Kriege hatte es in den letzten Jahrzehnten heraufbeschworen, geführt, und allen Umstände zum Trotze doch irgendwie gewonnen. Doch jeder Krieg kostete Blut, das Blut von kampferprobten Soldaten, und alles was nachkam, war schwache und hilflos. Sie konnte es nicht ändern. Ein Umstand der stärker an ihr nagte als sie jemals zugeben würde. Samyaza und der Herr würden den Sieg bringen, eine Phrase die sich in ihr Hirn eingebrannt hatte. Einst hatte sie daran geglaubt, stärker als die meisten doch der Geschmack von tausenden Toten die durch ihre Klinge gestorben waren hatten den Worten der Priester einen üblen Geschmack verliehen. Obgleich sie immer noch an den Herrn und Samyaza glaubte wusste sie, dass diese beiden niemals den Sieg brachten. Der Sieg ist kein Geschenk das man empfängt, es ist eine Trophäe die jedes mal aufs Neue erfochten werden muss. Sie schüttelte die düsteren Gedanken ab, dies war nicht die Zeit um nach zu denken.
Und plötzlich war es nicht mehr der Mond der die Truppen erleuchtete. Mit einem Angsteinflößenden Zischen flogen brennende Felsbrocken über sie hinweg. Ihre Flammen erleuchteten den Weg den sie gleich beschreiten würden. Ein Weg über und über gefüllt von Toten und solchen die es jeden Moment sein würden. Sie ging eine Schritt nach vor. Die Größe der Aufgabe die vor ihr lag ließ sie taumeln. Sie sah jeden einzelnen an. In ihren Gesichtern sah sie keine Liebe. Keiner von diesen Soldaten würde für sie in den Tod gehen. Und ihr war es egal. Sollten sie halt für das Imperium, den Herrn oder Samyaza in den Tod gehen, solange sie es taten. Sie hatte sich niemals um die Ordensbrüder die sie befehligte geschert. Freundschaften bedeuteten nur Schmerz, und davon hatte sie schon genug.
Keine pathetische Rede verließ ihren Mund, keine Worte von Ruhm, Glauben oder Ehre kamen über ihre Lippen. Sollte sich jeder seinen Teil denken, sie war keine Rednerin. Ein kurzes Nicken war alles, doch jeder kannte sich aus. Sie sah nach vorne. Ihr rechter Fuß bewegte sich scheinbar in Zeitlupe nach vorne. Als sie auftrat spritzte der vom Blut rot gefärbte Schlamm in alle Richtungen. Sie sah nach vorne. Die hohen blaugrauen Türme sahen immer noch so filigran, und doch unnahbar aus wie am ersten Tag als sie ankam. Doch mittlerweile sag man es Kanri an dass dies schon das zweite Jahr der Belagerung war. Die Mauern waren an vielen Stellen beschädigt, viele Türme brannten und in der Luft lag der unvergleichbare Gestank von Exkrementen und Leichen. Die Morkalesen verhungerten und verrotteten in ihrem eigenen Dreck. Es war an der Zeit dies zu beenden. Ihr Tempo beschleunigte sich, sie rannte weiter. Als sie erste Salve von Pfeilen auf sich zukommen sah, hechtete sie sich hinter das was wohl vor einigen Wochen noch ein umgefallener Wagen war. Die gellenden Schreie ihrer Brüder und Schwestern sagten ihr dass viele der Pfeile ihr Ziel getroffen hatten, doch sie konnte kein Mitleid zeigen. Als Ordensmeisterin der Samyaniter konnte sie kein Mitleid mit ihren Soldaten haben, schon gar nicht während die Schlacht tobte. Sie sprang wieder aus ihrer Deckung und rannte mit großen Schritten auf die Bresche der Mauer die ihr als Ziel befohlen wurde, zu. Im Vorbeilaufen entriß sie einem Leichnam einen Speer, der sich mit einem ekelhaften Knacken aus dem Brustkorb riß. Sie nahm sich einige Sekunden zeit den Bogenschützen an zu visieren und schleuderte die erbeutete Waffe auf ihr Ziel. Er hatte sich gerade umgedreht und sah nun den Speer direkt auf sich zu kommen. Die Furcht weitete seine Augen. Dann schloß er die Augen in Resignation, denn er wusste dieser Speer würde nicht fehl gehen. Riana hatte die Mauer beinahe erreicht. Dies waren die gefährlichsten Augenblicke, und sie war sich des drohenden Todes durchaus bewusst. Behände lief sie auf den Überresten des Belangerungsturmes, der die letzte Schlacht nicht überstanden hatte, auf die Mauer zu. Sie atmete tief durch, sah dass der Spalt zwischen dem Turm und der Mauer doch größer war als sie angenommen hatte. Entgegen ihrem Grundsatz murmelte sie ein kurzes Gebet und sprang los. Langsam kam der Wehrgang auf sie zu, im Fluge riss sie ihr Schwert aus der Scheide und zog es einem Morkalesen über den Bauch. Vor ihr sah sie nun die Schilde und Schwerter der Gegner, die sie bei ihrer Landung begrüßen sollten. Doch zum Entsetzen der Feinde rollte sie sich unter den Speeren durch, genau zwischen die Beine der ersten Reihe. Riana zog ihr zweites Schwert. Ihr Gesicht wurde vom Blut rot gefärbt als sie kniend nach den Beinen und Füßen der Gegner stieß, hieb und schlug.
Gefangen zwischen den Leibern von Gegnern die nur nach ihrem Tod trachteten hatte sie zum ersten mal seit langer Zeit wieder Angst. Sie fragte sich ob die Geschichten wohl wahr seien und diejenigen die dem Herrn treu dienten nach ihrem Tode an seine sitzen. Doch ehe sie ihre Gedanken weiter spinnen konnte spürte sie einen Aufschlag der sie zu Boden schleuderte. Ihre Brüder und Schwestern drängte die Morkalesen zurück. Riana lag flach am Boden. Ihr Atem war keuchend und sie war über und über mit Blut beschmiert. Die eigenen Soldaten hielten sie für tot, doch sie wusste dass sie es nicht war. Mit zitternden Beinen erhob sie sich. Dutzende Wunden hatte ihr der Kampf gebracht, aber sie war noch nicht am Ende. So torkelte auf die Treppen zu die in den Innenhof führten. Dort hatten die Saeternischen Soldaten bereits die meisten Verteidiger niedergemacht, und bereiteten sich darauf vor das nächste Tor zu stürmen. Die Räder des Rammbocks knirschten als er über die Leichen von Freund und Feind geschoben wurden. Auch an ihm war der Ansturm nicht spurlos vorüber gegangen. Der hintere Teil war verkohlt und nicht mehr zu benutzen, und auch vom Rest züngelten die Flammen empor. Gerade als jedoch die Männer ansetzten um das Tor auf zu brechen, öffnete sich dieses wie von Geisterhand. Die Männer ließen ihre Waffen sinken, ihr Augen vor Überraschung geweitet, und auch Riana brauchte einen Moment um sich zu fangen. Im Torbogen stand eine Frau. Von mittlerem Alter, mit einem verzierten, weißen Kleid gewandet. Noch nie zuvor hatte sie eine morkalesische Frau gesehen, und sie spürte wie sich ihr Hals in Erwartung etwas Schrecklichem zuschnürte. Die Haut der Frau schimmerte ebenso bläulich wie die der Männer, jedoch war ihr Blick anders. Es lag eine Arroganz und Selbstgefälligkeit darin die Riana nicht ertragen konnte. Langsam ging sie die Treppe hinab.
Die Frau hob ihren Arm, ihre Lippen öffneten sich ein kleines Stück weit, als spräche sie nur ein Wort. Dann schien es als würde die Luft bei ihrer Handfläche gefrieren. Die Saeternischen Soldaten die das Pech hatten als erstes auf sie zu gerannt zu sein wurden von einem Strahl flüssigen Eises überzogen, und ihre Körper zersprangen in tausend stück. Riana nahm Anlauf. Drei weitere Soldaten rannten auf die neue Gegnerin zu, ihre Schwerter gezogen und mit einem Schrei auf den Lippen. Der Erste sollte sie niemals erreichen, der gefrorene Boden schien seine Beine fest zu halten. Er stürzte und wollte sich mit den Händen abstürzen. Als er aufkam zersprang sein Körper als wäre er aus Glas. Riana lief los. Der Zweite wollte der Frau im vollen Lauf das Schwert in den Leib rammen, doch sie war schneller. Mit ihrer rechten Hand hielt sie seinen Schwertarm. Sie drehte sich um die eigene Achse. Ihre Linke verwandelte sich in eine Klinge aus purem Eis und trennte den Kopf des Soldaten von seinen Schultern. Mit einem Satz sprang Riana auf den brennenden Rammbock.
Dys
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