Frozen Gods - 29.5.2011 - *

Prologue

Vielleicht hattet ihr einfach Pech, vielleicht wars auch Schicksal. Jetzt noch etwas daran zu ändern ist sowieso unmöglich, also spielt es auch keine Rolle wieso es gerade euch erwischte. Jedenfalls wurde immer, wenn die Vorräte knapp wurden gelost. White Wolf warf die Knochen, eines jener schamanischen Rituale, die immer in Zeiten großer Not Einzug in die Herzen der Menschen hielten. Für einige war der Losspruch heilig, wie ein Gottesurteil, andere belächelten diesen primitien Aberglauben, empfanden sie doch die letzten Überbleibsel der Technologie als einzigen Heilsbringer. Aber allen war gemein, dass sie den Losspruch respektierten und ihm Folge leisteten.

Diesesmal war es nicht so einfach. Das Aufspüren von Vorräten und Jagen war nie beliebt, da man sich auf jeden Fall weit vom sicheren Stamm entfernen musste. Diesesmal war es aber etwas anderes. Von Hunger und Verzweiflung getrieben hatte sich der Stamm jenem Ort genähert, der von den rostigen Wegweisern, die manchmal wie durch Zufall nicht vom meterhohen Schnee begraben waren, schlichtweg Chicago genannt wurde. Je näher der Whitelake Clan diesem Ort kam, desto stärker wurde die Gewissheit, dass es sich dabei um mehr als ein kleine Stadt handelte. Aus mehreren Tagesmärschen entfernt konnten hohe Türme erspäht werden. Manche von ihnen, wie von Riesenhand umgeknickt, andere scheinbar unbeschädigt.

Solche Orte bedeuteten immer Gefahr, desto schlimmer war das los. Der erste Namen, den das hohle Rasseln der knochen Verkündete war der von Mad Boris. Der Mann der seit Dekaden sterbende, der sich mit verzweifelter Kraft an eine Zeit klammerte, unfähig seine eigene Existenz in dieser grausamen Welt zu akzeptieren.

Der Zweite geflüsterte Namen war Pjotr, der den die einen für einen heiligen Mann und die anderen für einen Verrückten hielten. Fast war es als ging ein Aufatmen durch die, um das Feuer sitzende Menge als Pjotrs Name genannt wurde. Fast als würden selbst jene die seinen Worten Glauben schenkten, diese zugleich auch fürchten und hoffen, dass die Wahrheit die sie enthielten mit seinem Weggang ebenso verblassten.

Bad Wolf lautete der dritte Name den die Knochen preis gaben. Doch das scharfe Einatmen, dass daraufhin ertönte entstammte nicht Bad Wolfs Mund. White Wolf selbst haderte mit dem was ihre eigene Weissagung ergab. Wußte sich doch, dass große Gefahren in Chicago lauerten, und der Ehrgeiz, und der Zorn ihres Bruder diese Gefahren anlocken würde wie Licht die Motten.

Sofort bot White Wolf an die Jäger zu begleiten, doch Derek entschied, dass ihre Fertigkeiten hier dringender benötigt würden.

Der vierte Name lautete Anatol. Der Hüne, dessen Hauptbestreben darin bestand Pjotr und seine Visionen zu beschützen. Als grobschlächtiger und lauter Mann der er war, würde er sicher für mehr Aufmerksamkeit sorgen als gut war, auf der anderen Seite aber auch zielsicher all jene angelockten Gefahren niederringen.


Nicht alle waren mit dem Los einverstanden, doch niemand wagte es ernsthaft es anzuzweifeln.

Einige von euch beseelte Neugier, andere Angst oder Misstrauen. Die Beratschlagung mit Derek und Ice Eagle war kurz. Obwohl ihr noch nie so eine große Stadt gesehen hattet, wart ihr doch bereits erprobt. Jemand der in dieser Welt das Erwachsenenalter erreicht kann ernstlich als unerfahren bezeichnet werden.
Die Ziele waren klar: Nahrungsmittel, Technologie und Bücher - und zwar solche die den Weg zu weiteren Vorräten zeigten.
Diese Ziele festzulegen war einfach, doch um sie zu erreichen - auch wenn euch das zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war - würde sich jeder voralllem eine Frage stellen müssen: "Wie weit bist du zu gehen bereit, und wie weit ist zu weit?"

Bad Wolf macht schon mal seinen kleinen Eisschoner bereit um in das Unbekannte aufzubrechen.