Immortal VIII - Lone Wolves / Ronin
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Immortal VIII - Lone Wolves / Ronin
Zu erfahren, dass es letztlich unabdinglich und unvermeidbar ist, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss, hätte ich noch vor zwei Jahren nicht wahr haben wollen. Ich hätte denjenigen verspottet, der so etwas von sich gibt. Wohl hätte ich ihm weisgemacht, dass es vorbestimmte Wege gibt, mit Steinen und Hürden, Tälern mit Schatten, Berge mit hellem Sonnenschein, und dass man diesen meistern muss, denn sonst wäre man schwach. Man erbaut sich an seinem eigenen Schicksal, und wächst an seinen Herausforderungen.
Der große Unterschied zu meiner Zeit als fanatischer, treu dienender Offizier des Kaisers und heute ist sicherlich nicht der, dass da ein Weg ist, mit Steinen gepflastert, gleichermaßen auf Leid und Freud erbaut. Aber mit dem Entschluss, nicht nach Japan zurückzukehren, wurde mein Weg nicht leichter, sondern schwerer. Ich war mir dieses Risikos zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst. Ich war wohl zu naiv, um zu begreifen, dass die legendären Ku’Nan in den Augen des Kaisers ersetzbar sind. Jeder einzelne. Und so ist es wohl. Während ich gerade die Grenzen dessen, was gemeinhin als Europa gilt in Richtung Osten verlasse, wird Daisuke wohl bereits meinen Nachfolger indoktrinieren, und einige seiner Ku’Nan langsam nachbesetzen. Es wird Jahre dauern, bis die seinen an die meinen heranreichen, und das wird er auch dem Kaiser nicht anders verkaufen können. Er sagte mir, man hätte mich durch die gelungene Entführung von Theresa Crowley mit Jubel und wehenden Fahnen in Osaka empfangen, mich für diesen Sieg sogar zum General erhoben. Keine Sekunde fühlte sich das Geschehene als Sieg an. Ich habe mehr als die Hälfte meiner geliebten kaiserlichen Elite-Samurai verloren und würde es niemals mehr schaffen, meinen Ranghöheren ins Gesicht zu sehen. Und dafür wurde ich stattdessen verstoßen und entehrt.
Ich habe lange anders darüber gedacht, aber ich glaube jetzt fest daran, dass ich ein guter Anführer der Ku’Nan war. Die Legende der Ku’Nan habe ich nach Europa gebracht. Selbst eine der gefürchtetsten Todeshändlerinnen des ehrwürdigsten Vampirhauses von Europa hat Aijin, mein Erster, im fairen Kampf besiegt. Ich gab allen, die jetzt im Tod weiterleben, die Ehre, für ein ehrenvolles Ziel zu sterben, das sie unter einem anderen Anführer nicht bekommen hätten. Gemeinsam mit meiner geliebten Alexis haben wir es geschafft, die Institution des Konzils zu retten, aufrechtzuerhalten und die Voraussetzungen für eine Neue Ordnung darin zu schaffen. Doch etwas fehlt. Die Baronesse Mircella von Loire ist mit einer Art Fluch belegt, und ich sehe es als meine Pflicht an, sie davon zu erlösen. Dafür muss ich zuerst nach Russland gehen. Man sagte mir, eine gewisse Kujio würde Rat wissen. Meine liebliche Alexis sagte, sie würde mit mir gehen. Ich hätte es ihr nicht übel genommen, wenn sie mich allein gehen ließe. Die Monate mit ihr allein in Tansania war eine der schönsten meines Lebens. Irgendwann aber drang durch, dass wir beide einfach nicht für ein solches ruhiges Leben gemacht sind. Immer früher stand sie auf, ich sah sie nachts kaum noch. Wir beschlossen dann beide den Weg zurück nach Europa. Alexis hat ihren Platz als Kenneth Irons Stellvertreterin bekommen. Niemand anderer hätte es mehr verdient. Viel Verantwortung wird eines Tages auf sie zukommen. Doch sie nahm sich die Freiheit, die ihr zustand und beschloss, mit mir zu gehen. Denn ich hatte in Europa ohnehin keinen Platz mehr und suche mir einen neuen.
Und das ist der Unterschied: Heute ist nicht mehr ein Ziel das mir in weiter Ferne vorgeschrieben wird, nein, ich selbst male mir mein Ziel in den Himmel. Das Ziel zieht mich nicht mehr zu sich, sondern ich gehe darauf zu, denn ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich so schneller dorthin gelange. Und ohne die Bürden und Zwänge eines Kaisers, der sein Volk nicht mehr kennt.
Ich begebe mich für Mircella von Loire in ein Gebiet dieser Welt, von dem ich nur wenig kenne, und ich sicherlich nicht gern gesehen werde. Doch das ist wohl meine Bürde. Die Bürde eines Ronin.
Qenji Nura
Der große Unterschied zu meiner Zeit als fanatischer, treu dienender Offizier des Kaisers und heute ist sicherlich nicht der, dass da ein Weg ist, mit Steinen gepflastert, gleichermaßen auf Leid und Freud erbaut. Aber mit dem Entschluss, nicht nach Japan zurückzukehren, wurde mein Weg nicht leichter, sondern schwerer. Ich war mir dieses Risikos zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst. Ich war wohl zu naiv, um zu begreifen, dass die legendären Ku’Nan in den Augen des Kaisers ersetzbar sind. Jeder einzelne. Und so ist es wohl. Während ich gerade die Grenzen dessen, was gemeinhin als Europa gilt in Richtung Osten verlasse, wird Daisuke wohl bereits meinen Nachfolger indoktrinieren, und einige seiner Ku’Nan langsam nachbesetzen. Es wird Jahre dauern, bis die seinen an die meinen heranreichen, und das wird er auch dem Kaiser nicht anders verkaufen können. Er sagte mir, man hätte mich durch die gelungene Entführung von Theresa Crowley mit Jubel und wehenden Fahnen in Osaka empfangen, mich für diesen Sieg sogar zum General erhoben. Keine Sekunde fühlte sich das Geschehene als Sieg an. Ich habe mehr als die Hälfte meiner geliebten kaiserlichen Elite-Samurai verloren und würde es niemals mehr schaffen, meinen Ranghöheren ins Gesicht zu sehen. Und dafür wurde ich stattdessen verstoßen und entehrt.
Ich habe lange anders darüber gedacht, aber ich glaube jetzt fest daran, dass ich ein guter Anführer der Ku’Nan war. Die Legende der Ku’Nan habe ich nach Europa gebracht. Selbst eine der gefürchtetsten Todeshändlerinnen des ehrwürdigsten Vampirhauses von Europa hat Aijin, mein Erster, im fairen Kampf besiegt. Ich gab allen, die jetzt im Tod weiterleben, die Ehre, für ein ehrenvolles Ziel zu sterben, das sie unter einem anderen Anführer nicht bekommen hätten. Gemeinsam mit meiner geliebten Alexis haben wir es geschafft, die Institution des Konzils zu retten, aufrechtzuerhalten und die Voraussetzungen für eine Neue Ordnung darin zu schaffen. Doch etwas fehlt. Die Baronesse Mircella von Loire ist mit einer Art Fluch belegt, und ich sehe es als meine Pflicht an, sie davon zu erlösen. Dafür muss ich zuerst nach Russland gehen. Man sagte mir, eine gewisse Kujio würde Rat wissen. Meine liebliche Alexis sagte, sie würde mit mir gehen. Ich hätte es ihr nicht übel genommen, wenn sie mich allein gehen ließe. Die Monate mit ihr allein in Tansania war eine der schönsten meines Lebens. Irgendwann aber drang durch, dass wir beide einfach nicht für ein solches ruhiges Leben gemacht sind. Immer früher stand sie auf, ich sah sie nachts kaum noch. Wir beschlossen dann beide den Weg zurück nach Europa. Alexis hat ihren Platz als Kenneth Irons Stellvertreterin bekommen. Niemand anderer hätte es mehr verdient. Viel Verantwortung wird eines Tages auf sie zukommen. Doch sie nahm sich die Freiheit, die ihr zustand und beschloss, mit mir zu gehen. Denn ich hatte in Europa ohnehin keinen Platz mehr und suche mir einen neuen.
Und das ist der Unterschied: Heute ist nicht mehr ein Ziel das mir in weiter Ferne vorgeschrieben wird, nein, ich selbst male mir mein Ziel in den Himmel. Das Ziel zieht mich nicht mehr zu sich, sondern ich gehe darauf zu, denn ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich so schneller dorthin gelange. Und ohne die Bürden und Zwänge eines Kaisers, der sein Volk nicht mehr kennt.
Ich begebe mich für Mircella von Loire in ein Gebiet dieser Welt, von dem ich nur wenig kenne, und ich sicherlich nicht gern gesehen werde. Doch das ist wohl meine Bürde. Die Bürde eines Ronin.
Qenji Nura
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Re: Immortal VIII - Lone Wolves / Ronin
Er ruft, ich folge.
Wie könnte ich auch anders. Um nichts in der Welt lasse ich mir ein Abenteuer an der Seite meines geliebten Kriegers entgehen. Wie in alten Zeiten.
Ich freue mich bereits darauf und ich kann es kaum erwarten bis dieses verfluchte Flugzeug endlich landet und ich ihn in meine Arme schließen kann.
Der Rat ist derart groß und unnüberschaubar geworden, dass mir das Gezänke zu Hofe mittlerweile gehörig auf die Nerfen geht. Soll Kenneth seinen Sandkasten alleine in Ordnung halten ich habe andere Pläne.
Das Konzil hat die Zeit globaler Vernetzung verschlafen und seinen Tellerrand niemals über die Grenzen der westlichen Welt erweitert. Ein Fehler, der sich am offensichtlichsten in Form des selbsternannten "Vampirkaisers" manifestiert hatte.
Selbst das Haus Lada bleibt dem Konzil fern und ich möchte mir nicht ausmahlen was sich noch alles, weiter im Osten, zusammenbraut, ohne dass wir etwas davon Wissen. Es ist an der Zeit sich über den Rand der alten Welt zu wagen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Rolle der Botschafterin ist jedoch nur ein kleiner Teil dessen was mir vorschwebt.
Der untote Kaiser von Japan hat mir ein Problem aufgezeigt, dass zwar Leuten wie Irons länger bekannt zu sein schien, Ich aber für eine echte Bedrohung halte und nicht für eine "Möglichkeit", wie Kenneth es bezeichnet hatte. Diese Bedrohung hat einen Namen, MiWa 38.
Einem Seelnemagier seine Kräfte zu rauben ist die schlimmste Form der Knechtschaft. Schlimmer noch als diese verfluchten Gegenstücke der Kirche es je hätten sein konnten. MiWa 38 ist wie ein Fluch, ein Kräul gegen meine Art.
Vater hätte das Zeug gehasst, er hätte alles in seiner Macht stehende getan um es auszulöschen und nun bin ich hier um es an seiner statt zu hassen und es zu bekämpfen.
Jedoch nicht mit dem Kopf durch die Wand. Ich muss klug und besonnen vor gehen. Auf eine Art die mir mehr liegt. Wie eine Jaga.
Ich frage mich immernoch, wer mich so gut kannte mir meine toten Vater als Gegner in Kenneths Kopf entgegen zu stellen. Die Losen Enden, die diese Falle, in die Kenneth und Ich getappt waren, beschäftigten mich in Tansania ebenso wie gerade eben. Wer war die Frau, wer wusste daß ich Kenneth helfen würde. Wer hat diese Falle überhaupt gelegt? Arbeitete Steininger tatsächlich für die Freunde der Menschheit? Oder gab es einen zweiten Spieler den wir bisher übersehen haben? Doch diese losen Enden müssen nun warten. Ich habe wichtigere Dinge zu erledigen.
Wie könnte ich auch anders. Um nichts in der Welt lasse ich mir ein Abenteuer an der Seite meines geliebten Kriegers entgehen. Wie in alten Zeiten.
Ich freue mich bereits darauf und ich kann es kaum erwarten bis dieses verfluchte Flugzeug endlich landet und ich ihn in meine Arme schließen kann.
Der Rat ist derart groß und unnüberschaubar geworden, dass mir das Gezänke zu Hofe mittlerweile gehörig auf die Nerfen geht. Soll Kenneth seinen Sandkasten alleine in Ordnung halten ich habe andere Pläne.
Das Konzil hat die Zeit globaler Vernetzung verschlafen und seinen Tellerrand niemals über die Grenzen der westlichen Welt erweitert. Ein Fehler, der sich am offensichtlichsten in Form des selbsternannten "Vampirkaisers" manifestiert hatte.
Selbst das Haus Lada bleibt dem Konzil fern und ich möchte mir nicht ausmahlen was sich noch alles, weiter im Osten, zusammenbraut, ohne dass wir etwas davon Wissen. Es ist an der Zeit sich über den Rand der alten Welt zu wagen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Rolle der Botschafterin ist jedoch nur ein kleiner Teil dessen was mir vorschwebt.
Der untote Kaiser von Japan hat mir ein Problem aufgezeigt, dass zwar Leuten wie Irons länger bekannt zu sein schien, Ich aber für eine echte Bedrohung halte und nicht für eine "Möglichkeit", wie Kenneth es bezeichnet hatte. Diese Bedrohung hat einen Namen, MiWa 38.
Einem Seelnemagier seine Kräfte zu rauben ist die schlimmste Form der Knechtschaft. Schlimmer noch als diese verfluchten Gegenstücke der Kirche es je hätten sein konnten. MiWa 38 ist wie ein Fluch, ein Kräul gegen meine Art.
Vater hätte das Zeug gehasst, er hätte alles in seiner Macht stehende getan um es auszulöschen und nun bin ich hier um es an seiner statt zu hassen und es zu bekämpfen.
Jedoch nicht mit dem Kopf durch die Wand. Ich muss klug und besonnen vor gehen. Auf eine Art die mir mehr liegt. Wie eine Jaga.
Ich frage mich immernoch, wer mich so gut kannte mir meine toten Vater als Gegner in Kenneths Kopf entgegen zu stellen. Die Losen Enden, die diese Falle, in die Kenneth und Ich getappt waren, beschäftigten mich in Tansania ebenso wie gerade eben. Wer war die Frau, wer wusste daß ich Kenneth helfen würde. Wer hat diese Falle überhaupt gelegt? Arbeitete Steininger tatsächlich für die Freunde der Menschheit? Oder gab es einen zweiten Spieler den wir bisher übersehen haben? Doch diese losen Enden müssen nun warten. Ich habe wichtigere Dinge zu erledigen.
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Re: Immortal VIII - Lone Wolves / Ronin
Perfektion,
Österreich – Burg Hochosterwitz, vor etwa einem Jahr,
Der Morgen dämmerte, das Licht der Sonne kämpfte sich mühsam durch die zugezogenen Vorhänge in das Schlafzimmer und hüllte den feudalen Raum in ein sanftes Halbdunkel. Qenji Nura lag ausgestreckt in dem, mit Seide und Samt bezogenen Himmelbett. Die Wunde war beinahe verheilt und juckte unter der stramm sitzenden Bandage. Er hatte keine Sekunde geschlafen, sein Blick hing an der Decke und bewunderte die Fresken. Kleine Satyrs tanzten mit Nymphen einen Reigen durch den mythischen Wald, feierten, tranken, liebten sich. Es war wie Szenen aus einem Märchen die ein unbekannter Künstler mit erstaunlicher Präzession auf die Decke des Raumes gebannt hatte. Präzession, Perfektion, dies alles spiegelte sich im gesamte Raum wieder. Makellosigkeit, das war sein Gedanke als, er das Zimmer auf sich wirken ließ.
Makellos, war auch die Haut der Baroness, die ihren Kopf auf seiner Brust abgelegt hatte, als er seine Finger sanft über ihren Rücken gleiten ließ. Qenji spürte, dass sie wach war. Mircella lauschte seinem Herzschlag. Wie ein Metronom schlug es im Takt, ruhig, besonnen, kontrolliert. Es war die Ruhe die dieser Vampir aus dem fernen Osten ausströmte, die ihn so Anziehend für sie machte. Egal ob sie sich liebten, oder ruhten, immer der selbe Herzschlag. „Wie machst du das?“ fragte sie ihn. Sie gestand ihm ihr dunkelstes Geheimnis. Die Baroness von Loire war tatsächlich die legendäre Bestie von Gevaudan. Ihr unbekannter Erschaffer hatte ihr ein Biest vererbt das wild und ungezähmt unter ihrer Brust lauerte. Sie war nicht stark genug die Bestie zu kontrollieren, so sehr sie sich auch bemühte. Sie bat Qenji ihr beizubringen so ruhig zu sein wie er. Es war eine Technik der Ku´nan, zu jeder Zeit musste der Körper gehorchen, der Körper war ein Werkzeug, ein Sklave des Geistes. Er hatte diese Technik perfektioniert. Wie könnte er ihr diesen Wunsch abschlagen.
Kujio,
Tscheljabinsk- Russland, Heute.
Die Musik dröhnte von den Wänden, Menschen tanzten, drängten sich um die Bar, welche aus einem gewaltigen sowjetischen Kampfpanzer gefertigt war und sich erhoben über die Tanzfläche um die eigene Achse Drehte. Das Mirage, war einer der größte Clubs dieses großen Landes. Eine Errungenschaft der Wende, die so viel mehr über die Menschen in diesem Land aussagte als man in Büchern jemals lernen würde. Qenji drängte sich durch die Menge aus tanzenden Leibern, denn er hat sein Ziel bereits ausgemacht. Ein Tisch, etwas abseits der Tanzfläche. Tellman Izmanov feierte als ob es kein Morgen geben würde. Abgeschirmt von seinen Gorillas, zelebrierte der reiche Oligarch sein ganz private Party. Abseits der Menge wurden Champanierflaschen mit einem Säbel enthauptet. Der Großteil des teuren Schampus wanderte auf die Haut der drei leichtbekleideten Schönheiten anstatt in deren Münder, als sie sich ausgelassen auf dem Tisch oder den Sitzbänken räkelten.
Doch Qenjis Interesse galt nicht dem lärmenden Izmanov und seinen Gespielinnen, sondern der Frau die sich etwas abseits hielt. Den Rücken gerade, die Arme vor der Brust verschränkt, beobachtete sie das Treiben ihres Arbeitgebers mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Die Asiatin wirkte fast noch wie ein Kind und stellte dennoch mit ihrer kalten Schönheit die drei Russinnen weit in den Schatten. Das musste die Frau sein, die Qenji gesucht hatte. Anfangs nur ein Name den ihm Emilio von Eden gesagt hatte. Kujio, nun hatte er auch ein Gesicht zu dem Namen. Qenji wollte gerade zu ihr treten als er von den beiden Leibwächtern aufgehalten wurde. Sie würden ihn ohne einen Kampf nicht zu ihr durchlassen. Nicht das diese Gestallten auch nur den Hauch einer Chance gegen ihn gehabt hätten, doch Alexis hatte ihn gewarnt hier keinen Kampf zu provozieren. Qenji verdrehte die Augen, als ob das nicht selbst gewusst hätte. Er würde geduldig sein und zog sich wieder zurück. Er fand Alexis auf der Tanzfläche. Sie hielt einen Cocktail in der Hand und feierte ausgelassen, badete in der Menge und genoss die Lebendigkeit und Ausgelassenheit. Schweren Herzens unterbrach sie ihre Feier und folgte ihm nach draußen. Sie war Qenji nach Russland gefolgt und erst vor drei Tagen angekommen. Ihre Bemühungen mit dem Haus Lada ins Gespräch zu kommen gingen nur frustrierend schleppend voran. Als sie herausgefunden hatten das Izmanov unter Ladas Schutz stand, war sie noch einmal extra motiviert ihrem Liebsten zu helfen.
Als sie vor dem Club auf Izmanov und diese Kujio warteten, bekamen sie sich beinahe in die Haare. Es ging, wie so oft, um Mircella. Alexis mochte die Baroness. In ihrer Zeit als Mündel des großen Irons war sie eine der Wenigen die Alexis mit Freundlichkeit behandelt hatte. Mircella war immer fair zu ihr, auch als sie in dieser verhängnisvollen Nacht in Österreich mit ihr sprach. Obwohl sie beide denselben Mann liebten, verhielt sie sich korrekt. Es tat ihr leid, was Omega ihr angetan hatte. Die Baroness selbst war nicht ihr Problem und sie hielt es für eine gute Sache aus Mircella wieder die Frau zu machen die sie einst war und den Fluch der Bestie wieder von ihr zu nehmen. Ihr Rudel brauchte ihre Baroness und zwar dringend. Remy war ein furchtloser Kämpfer aber ein miserabler Anführer. Er führte sich auf, wie ein selbstgefälliges Arschloch, während das Loire Rudel langsam vor die Hunde ging. Blackmaw hatte bereits durchblicken lassen, dass sie zumindest darüber nachdenken das Loire Rudel zu übernehmen.
Alexis hatte kein Problem mit Mircella, sie hatte ein Problem mit dem was Qenji in jenen Tagen in Österreich getan hatte. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, war Alexis immer noch verletzt deswegen. Sie wollte es ihm nicht vorwerfen, aber es nagte an ihr und sie wollte sich nicht ausmalen was geschehen könnte, sollten sie Erfolg haben und die Bestie von Loire wieder zu Vernunft bringen. Sie hatte es in seinem Kopf gesehen. Diese tiefe Verbundenheit zwischen den Beiden. Sie glaubte Qenji aufs Wort, dass er ihr treu bleiben würde, aber darum ging es ihr auch gar nicht. Jeder von ihnen konnte tun und lassen was er wollte und seinen Spaß dabei haben, aber Alexis hatte Angst ihn gänzlich an Mircella zu verlieren und das machte ihr Angst, denn sie wusste diese Möglichkeit würde bestehen. Wahrscheinlich wusste sie es sogar besser, als Qenji selbst.
Izmanov verließ mit seinem Anhang das Mirage. Alexis las in den Gedanken des Fahrers wo die Fahrt hingehen sollte. Sie folgten Izmanov zu einem Hotel. Seinem Hotel und der Mann bekam an diesem Abend einfach nicht genug. Die private Party tobte im Penthaus weiter und den Lärm den sie dabei verursachten, konnte man bis auf die Straße hinunter vernehmen. Alexis führte ihren Geist nach oben in das Penthause. Eine der leichten Damen erwies sich als willfähriges Ziel. Der Alkohol hatte ihre Sinne benebelt und machte es leicht, sie zur Marionette zu machen. Die Frau stolperte auf Kujio zu und überbrachte Alexis Nachricht. Eine Bitte zu einem Gespräch. Qenji und Alexis warteten in der Lobby auf die hübsche Asiatin. Diese junge Vampirin schien von Natur aus misstrauisch und unnahbar zu sein, aber die Erwähnung Emilios brach das Eis. Die Beiden schilderten Kujio ihr Problem und zu deren Überraschung meinte Izmanovs Leibwächterin, dass sich da etwas in Izmanovs Besitz befände das Mircella tatsächlich helfen könnte.
Eine Hand wäscht die Andere. Alexis und Qenji mussten Izmanov und damit dem Haus Lada eine kleinen Gefallen tun, um diese Hilfe auch zu erhalten. In dem kleinen Dorf Tschebarkul war vor 80 Jahren ein Meteor eingeschlagen. Der Einschlag hatte die Ansiedlung übel zugerichtet und seither hatte sich die Siedlung noch nicht wieder davon erholt. Ein ausländischer Konzern hatte vor kurzem eine Forschungseinrichtung, nahe der Einschlagstelle errichtet, und die Reste des Meteors geborgen. Haus Lada und vor allem Izmanov wünschten, dass diese Einrichtung verschwindet und zwar ohne das etwas auf sie hinweisen würde. Alexis und Qenji stimmten zu. Sie hatten ohnehin keine andere Wahl. Als Bonus sollte Alexis die Möglichkeit bekommen, direkt mit Seraphima Lada zu sprechen. Alexis hoffte inständig das große Haus Lada für das Konzil zu gewinnen, sie würde sich diese Möglichkeit nicht entgehen lassen.
Schwarze Jade,
Tschebarkul - Russland, Heute,
Tschebarkul war wirklich heruntergekommen. Es schien fast so als wäre die einzige Arbeit die die ärmliche Bevölkerung bekommen konnte, diese Forschungsstation sei. Die Leute arbeiteten für einen Hungerlohn und bekamen einfache Aufgaben wie Kisten schleppen oder die Befestigung des Komplexes zu erweitern. Ein erster Augenschein offenbarte was in den Gesprächen mit der Landbevölkerung bereits angedeutet worden war. Diese Forschungsstation verfügte über Verteidigungseinrichtungen und bewaffnete Wachen. Das war mehr eine Festung als ein Labor. Qenji infiltrierte die Eirichtung während Alexis das Netzwerk des Seelenkultes anzapfte. Während Qenji des Leibarzt des Kaisers in der Festung erspähte offenbarte India weitere Details. Der deutsche Konzern Hartmann & Söhne“ war eine Scheinorganisation unter Kontrolle des Vampirkaisers von Japan.
Der Plan war schnell gefasst. Alexis schlug vor die Bevölkerung aufzuwiegeln und auf die Einrichtung zu hetzen. Ein paar der Arbeiter müssten bei ihrer Beschäftigung verschwinden um den Zorn zu schüren. Qenji bemerkte, dass Alexis keinen Gedanken an Zivile Opfer zu verschwenden shien. Erst als er sie darauf ansprach wurde Ihr bewusst wie sehr sie sich verändert hatte. Sie war härter geworden und erbarmungsloser. Nach den Dingen, die vor einem Jahr geschehen waren, war nicht mehr viel übrig von der ängstlichen, weichen Hexenmeisterin die stets versuchte alles zum Guten zu wenden. Die Tochter Stracos und der Jaga hatte macht erlangt und Ambitionen entwickelt die sie vorantrieben. Was scherte sie das flüchtige Leben irgendwelcher Hinterwäldler.
„Arbeitsunfälle“ häuften sich und Alexis pflanzte mit ihrer Telepathie die richtigen Gedanken in die richtigen Köpfe. Es dauerte nicht lange bis das Blut der armen Bevölkerung in Wallung geriet und sich ein wütender Mob bildete. Schreiende, zornige Menschen rüttelten an den Zäunen, stimmten hastig improvisierte Parolen an und warfen kleine Steine und Müll nach den bewaffneten Wachen die sich vor dem Eingang der Einrichtung aufgebaut hatten.
Es fehlte nur ein kleiner Anstoß um die Situation eskalieren zu lassen. Alexis griff nach dem Geist einer der Wachleute. Ein Finger krampfte sich um den Abzug, ein Schuss knallte, peitschte über das Feld und traf einen der Demonstranten zwischen die Augen. Der Getroffene kippte um und fiel mit dem Gesicht voran in den Matsch. Es war einen kurzen Moment toten still. Der Zorn der Menge wandelte sich in blanke Raserei. Der Tropfen, der das Fass zum über laufen brachte, war gefallen und wie einem unhörbaren Befehl folgend, schwappte die Menge über den Zaun hinweg und rannte dem panischen Abwehrfeuer der Wachen entgegen um sie mit bloßen Händen zu zerreißen. Qenji war bereits auf dem Dach unterwegs und sein Schwert ermordete die Scharfschützen und ließ das Maschinengewehr verstummen. Alexis nutzte ihre Telekinese und zerlegte die Gewehre der Wachen am Boden in ihre Einzelteile. Kein Schuss fiel mehr, als die Menge über die toten Dorfbewohner hinwegsetzte und die unbewaffneten Wachen erreichte. Fäuste, Steine und Messer nahmen die Wachleute auseinander. Eine kleine Handvoll wendete sich zu Flucht und rannten in Richtung der Wildnis davon, eine Horde zorniger Bürger auf ihren Fersen. Die Leute fingen an die Einrichtung Stück für Stück auseinander zu nehmen, während Alexis und Qenji sich ihren Weg ins Innere bahnten.
Eine große kreisförmige Lagerhalle im Zentrum des Komplexes war ihr Ziel. Die Computer waren gerade dabei sich selbst zu löschen. Geistesgegenwärtig kappte Qenji die Stromzufuhr um einige der Daten zu retten. Alexis schritt auf die Mitte des Raumes zu. Der Meteor war riesig. Ein klumpen extraterrestrischen Gesteins mit gut zwei Metern Durchmesser hing, von Ketten gehalten, von der Decke. Bohrlöcher übersäten die Unterseite und auf den umliegenden Tischen lagen die Splitter zu keinen Haufen aufgetürmt. Alexis nahm einen der Splitter unter die Lupe und ging die Aufzeichnungen durch, die auf den Tischen verstreut herumlagen. Laut der kristallinen Form, der Wickers Härte und der chemischen Zusammensetzung handelte es sich bei dem Gestein um Jade. Der ganze Meteor schien daraus zu bestehen, doch war der Edelstein so schwarz wie eine sternlose Nacht.
Sie waren nicht allein in der Lagerhalle. Zwei Vampire griffen sie an. Einer war in eine rituelle Samurai Rüstung gehüllt und kreuzte sein Katana mit Qenji. Das war das erste Mal das Qenji Nura, der Ronin, sein Schwert gegen einen Ku´Nan erhob. Sie kämpften wie Kriegsgötter. Die Klingen wirbelten so schnell umher, dass es unmöglich war ihnen mit bloßem Auge zu folgen und prallten mit der übermenschlichen Kraft aufeinander, wie sie nur zwei Vampirkrieger entfesseln konnten. Der Ku´Nan war gut ausgebildet und stark, aber Qenji war der erfahrenere Kämpfer. Sein Herz zögerte jedoch, war es doch ein einstiger Bruder den er nun zum Feind hatte. Sein Zögern brachte den Ronin in Bedrängnis doch am Ende war es Qenjis Schwert das dem Ku´Nan den behelmten Kopf von den Schultern trennte.
Alexis wurde aus dem Schatten heraus angegriffen. Wurfsterne und Pfeile flogen aus dem Schatten und wurden von ihr abgelenkt. Ein Pfeil traf ihren ungeschützten Leib. Zornig und unter Schmerzen zog sie den gefiederten Schaft aus ihrem Fleisch. Zeit diesem Mann zu zeigen wie man in Europa zu Kämpfen gedachte. Mit ihren Kräften sammelte sie all die kleinen Splitter auf den Tischen und ließ sie zur Decke emporsteigen. Ein einer gewaltigen Explosion prasselten die Splitter zwischen die Streben der Dachkonstruktion wie Geschoße und der Schatten bot keinen Schutz mehr. Verletzt, offenbarte sich ihr Angreifer. Kaum setzte er einen Fuß auf den Boden, lösten sich die Ketten die den Meteor auf der Decke hielten. Alexis hatte die Nieten gelöst und der tonnenschwere Gesteinsbrocken schwang herum wie ein Pendel, zerschmetterte ihren Angreifer und begrub seine Überreste unter seinem Gewicht.
Sie hatten es geschafft. Der Leibarzt des Kaisers ist ihnen zwar entkommen doch sie konnten den Meteor sicher stellen. Das Konzil war bereits auf dem Weg hier her und würde alles von Wert nach Zürich schaffen. Schwarze Jade, der Leibarzt des Kaisers? Qenji klärte Alexis auf. Jade war einer der Hauptbestandteile von Miwa 38. Der Kaiser schien an einer neuen, verbesserten Version des Minde Wave zu arbeiten. Niemand konnte mit Bestimmtheit sagen, wieviel des fremdartigen schwarzen Kristalls bereits nach Japan abtransportiert worden war, doch Alexis war froh zumindest den Nachschub unterbunden zu haben.
Am Nächsten Abend trafen sich die Beiden mit Kujio und Izmanov in einem seiner Clubs. Izmanov hielt sich an den Deal. Er übergab den beiden ein altes Bild, das „das Auge des Wolfes“ genannt wurde. Izmanov war mit Kunsthandel Reich geworden und besaß eine außerordentliche Sammlung von zum Teil unbekannten und ungewöhnlichen Meisterwerken. Dieses Bild von einem gewissen Heizenberg war eines Davon. Es war eine Leihgabe. Izmanov meinte der Anblick des Bildes würde genügen um der Baroness zu helfen, wenn sie es dann wieder zurückbrächten würde Alexis eine Audienz bei Seraphima Lada erhalten.
Ohne dich….
Österreich – Burg Hochosterwitz, vor etwa einem Jahr.
Der Raum war nur durch wenige Kerzen beleuchtet doch der silberne Schein des vollen Mondes spendete genügend Licht durch die offenen Fenster des kleinen Turmzimmers, das sie für ihre Übungen auserkoren hatten. Qenji und Mircella saßen sich im Schneidersitz gegenüber und hatten ihre Augen geschlossen. Der Ku´Nan sog die Luft in seine Lungen. Langsam und im Rhythmus seines Herzschlages. Atmung und Puls wurden eins, das Blut pulsierte sanft durch seinen Körper, es wurde still und ruhig in ihm, wie die Blüten des Kirschbaumes die von dem Baum fielen und im sanften Wind des späten Frühlings hin und her wogen. Er bemerkte wie Mircella es ihm gleich zu tun versuchte, doch er konnte spüren wie die Bestie in ihr immer Stärker wurde. Er versuchte sie zu beruhigen und ihr zu helfen. „Atme… Konzentriere dich…“ doch seine ruhigen Hinweise halfen nur wenig. Die Bestie in Mircella bemerkte, dass man versuchte sie wegzusperren. Sie tobte als Mircella versuchte sie zu unterdrücken und ihr den Weg zu versperren und bahnte sich wutentbrannt ihren Weg nach draußen. Mircellas Hände verformten sich zu haarigen Klauen, ihre Zähne wurden Lang und spitz. Sie sprang nach vorne, begrub ihre Klauen in Qenjis Schultern und nagelte ihn an der Wand hinter ihm fest. Zornig Knurrte die Bestie den Vampir an und fletschte mit den Zähnen. Qenji starrte in Augen, die nicht länger die eines Menschen waren. Noch war die Verwandlung nicht vollendet, noch war Mircella nicht gänzlich verschwunden. Es war ein Kampf der Willenskraft, den er mit dieser Kreatur austrug und letzten Endes war es Qenji der diesen Kampf gewann. Die Bestie zog sich zurück und Mircella viel vor Qenji auf die Knie. Erschöpft, zittrig und verängstigt. Diese Schlacht war gewonnen aber der Krieg noch lange nicht. Qenji half ihr auf. „Siehst du. Du bist, stark genug um sie zu bezwingen.“ Sagte er. Doch war es Mircella oder Qenji Nura der die Bestie bezwungen hatte?
Zweifel und schlechte Kunde
Berlin – Deutschland, Heute,
Alexis hatte es mehr erraten, doch hatte Qenji auch genügend Andeutungen gemacht. Bisher hatte sie geglaubt, das der Zustand der Baroness auf das Einwirken von Omega zurückzuführen war. Nun musste sie erfahren, dass Mircella es niemals unter Kontrolle hatte. All die Gerüchte entsprachen der Wahrheit. Sie war die Bestie von Gevaudan. Kenneth musste das gewusst haben. Wenn Mircella die Bestie nicht im Griff hatte war es vielleicht ein Segen, dass man sie endlich tötete. Vielleicht war es besser Blackmaw würde das Rudel übernehmen. Sie behielt ihre Bedenken jedoch für sich, denn Qenji war wild entschlossen sie zu retten. Sollte ihm dabei etwas zustoßen wird sich diese Bestie jedoch wünschen, einfach getötet worden zu sein. Baroness hin oder her.
Eilig reiste man nach Berlin, wo sich das improvisierte Gefängnis der Bestie, die aus Mircella geworden war, befand. Alexis informierte Kenneth und India über ihr kommen. Es gab Neuigkeiten. Die Heilige Lanze war anscheinend doch nicht Zerstört worden und ist in Weißrussland aufgetaucht. Alexis mahnte zur Eile. Das Konzil musste schnell der Lanze habhaft werden bevor ihnen die Kirche zuvorkam. Wenn die lebende Heilige den Unsterblichen auch ohne der Lanze besiegt hatte war die Vorstellung, sie auch noch mit der heiligen Reliquie zu bewaffnen, wahrlich furchteinflößend.
Aleister Crowley war mit seinem gesamten Clan nach Osten gereist und war seitdem verschwunden. Soweit India wusste, plante er einen Krieg mit dem Vampirkaiserreich anzuzetteln und Theresa zu befreien. Der Kaiser hatte wie es aussah den buchstäblichen Teufel persönlich am Hals.
Das Auge der Bestie
Berlin – Deutschland, Heute,
Qenji fühlte sich verpflichtet es zu Ende zu bringen. Während Alexis sich neben Kenneth Irons und India aufstellte, betrat er vorsichtig, mit dem verhangenem Bild unter dem Arm, den Käfig. Der Käfig war ein vier mal sechs Meter großer und zweieinhalb Meter hoher Container aus einer sechs Zentimeter dickem Silberstahl Legierung. Durch die dünnen Lüftungsschlitze drang nur wenig Licht und als Qenji die Tür hinter sich schloss war er fast völlig in Dunkelheit gehüllt. Seinen Augen machte das nur sehr wenig aus. Stolz blickte er der Bestie in die Augen, die in einer Ecke des Containers kauerte und herausfordernd knurrte. Der Werwolf in den sich Mircella verwandelt hatte war die größte Bestie die Qenji jemals zu Gesicht bekommen hatte. Das rotbraune Fell war lang und strähnig, die Klauen scharf und so groß wie Schwerter. Voll aufgerichtet musste sie mindesten drei Meter groß sein. Qenji wich nicht vor ihr zurück. Er lehnte das Bild gegen die Wand. Erst wollte er versuchen Mircella dazu zu bringen aus eigener Kraft zurück zu kommen. „Mircella, Ich bin es. Dränge sie zurück! Ich weiß dass du das kannst.“ Sie konnte es nicht. Die Bestie erkannte wer er war und stürzte sich auf ihn. Diesmal würde sie ihn töten, diesmal war sie ganz.
Das Brüllen und der Lärm waren eindeutig. „Sie wird ihn umbringen…“ sagte Alexis mehr zu sich selbst als zu ihrem Ziehvater, der neben ihr stand, und stürmte auf den Container zu.
„Alexis!“ Sie ignorierte die strenge Anweisung Kenneths und rannte weiter. Diese Bestie würde ihren Qenji töten und das konnte sie nicht zulassen, niemals. Sie hatte den Container schon fast erreicht als Schmerzen in ihrem Kopf explodierten und ihre Beine ihr nichtmehr gehorchten. Sie viel auf die Knie. Es war Irons der sie festhielt, und es ihr unmöglich machte sich zu bewegen. Nur noch drei Schritte trennten sie von dem Container. Der Lärm darin wurde immer lauter. Mit Tränen in den Augen schaute Alexis verzweifelt auf ihr Ziel, das so nah und doch so fern lag.
Er hatte kein Recht sie festzuhalten. Niemand hatte ein Recht dazu. Sie war eine Straco und sie war eine Jaga. Langsam kämpfte sie sich auf die Beine. Blut lief ihr aus der Nase und den Ohren, die Schmerzen kratzten an ihrem Bewusstsein, rissen an ihrer Seele aber sie würde sich nicht festhalten lassen. Sie würde nicht hier knien und zusehen wie Mircella, den Mann zerfleischte den sie liebte. Sie weinte blutige Tränen, als sie einen Schritt nach vorn machte und Kenneths telepathischen Fesseln endgültig durchbrach. „Warum riskierst du so viel!“ rief ihr, ihr Ziehvater hinterher. Sie hätte diese Barriere nicht durchbrechen können sollen. Sie hatte es dennoch getan.
Er wich der Pranke aus und hechtete nach dem Bild. Die Klauen der Bestie krallten sich in sein Bein und rissen das Fleisch bis zu den Knochen auf. Ein schnappendes Kiefer folgte ihm quer durch die dunkle Zelle. Er enthüllte das Bild und richtete das Auge des Wolfes gegen die Bestie. Die Leinwand war blütenweiß und unberührt. Doch die Bestie starrte darauf und wurde still. Wie von Geisterhand entstand ein Bild. Erst eine grobe Skizze aus Kohle, Strich für Strich. Dann trug ein unsichtbarer Pinsel die Farbe auf. Immer schneller, als ob ein geisterhafter Maler wie im Wahn, Farbe auf die Leinwand aufbrächte. Während auf der Leinwand langsam ein Großer Wolf mit rotbraunem strähnigem Fell Gestalt annahm wurde aus der Bestie welche wie gebannt dem Schauspiel auf der Staffelei folgte, wieder die kleine zierliche Frau mit den edlen Zügen.
Die Tür flog auf und Alexis stolperte halb tot hindurch. Qenji sah ihr sofort an warum sie hereingeplatzt war und was sie dafür auf sich genommen hatte. Schnell nahm er sie in seine Arme. „Ich .. Ich dachte Sie würde dich umbringen….“ brachte sie noch hervor, bevor Qenjis Kuss ihre Lippen verstummen ließ.
Das Bild war komplett und Mircella saß immer noch wie gebannt davor, bis Qenji das „Auge des Wolfes“ wieder mit dem Tuch abdeckte. Sie war nackt und verwirrt, aber sie schien zumindest wieder die Alte zu sein.
Alexis und ihr Qenji verbrachten ein Wochenende an der französischen Mittelmeer-Küste. Eine winzige Auszeit, die ihnen Die Baroness von Loire spendierte. Sie war überaus dankbar und ließ es sich nicht nehmen für alles zu sorgen. Die Verabschiedung war herzlich, auch wenn schwere Zeiten auf Mircella zukommen dürften. Remy würde sie unausweichlich herausfordern und ihr die Vormachtstellung in dem Rudel streitig machen. Alexis hatte angemerkt, dass er wohl kaum eine Chance gegen die Bestie von Gevaudan haben würde und Mircella stimmte ihr zu, doch sicher wirkte sie dabei nicht.
Lada und der Lotus
Moskau – Russland, Heute,
Sie brachten das Bild in Moskau zurück, und tatsächlich erhielt Alexis eine Audienz bei Serafima Lada. Die Vampirin war großgewachsen, hart und schön zu gleich. Alexis stellte sich als Straco vor und Serafima stöhnte nur auf und fragte nach dem Lotus. Sie musste diesen Namen bereits in Verbindung mit den Hexern des Ostens gehört haben. War Vincent etwa ein Mitglied des Lotus gewesen? Alexis hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Sie war hier um das Haus Lada in das Konzil zu bringen und machte deren Herrin die Vorteile eines Beitritts schmackhaft. Doch die Lada schienen kein Interesse an Macht, Einfluss oder Geld und Blut aus Europa zu haben und lehnte dankend ab. Alexis hoffte zumindest Eindruck geschunden zu haben.
Kujio war ein Mitglied des Lotus und Alexis löcherte sie nach dem Treffen mit Fragen. Ein Vincent Straco war ihr unbekannt, doch erzählte sie sehr viel über den Lotus selbst. Viel Dinge waren Qenji nicht unbekannt. Der Lotus war der erklärte Feind des Kaisers. Er bestand eigentlich aus zwei verschiedenen Organisationen die in Wahrheit jedoch Eins waren und nur unterschiedliche Aufgaben übernahmen. Der Weiße und der Schwarze Lotus. Dazwischen stand die Morgenröte dem Kujio angehörte.
Die Reise weiter nach China verlief ruhig und Beide waren begierig darauf, was sie in dem Fremden fernen Land erwarten würde.
Österreich – Burg Hochosterwitz, vor etwa einem Jahr,
Der Morgen dämmerte, das Licht der Sonne kämpfte sich mühsam durch die zugezogenen Vorhänge in das Schlafzimmer und hüllte den feudalen Raum in ein sanftes Halbdunkel. Qenji Nura lag ausgestreckt in dem, mit Seide und Samt bezogenen Himmelbett. Die Wunde war beinahe verheilt und juckte unter der stramm sitzenden Bandage. Er hatte keine Sekunde geschlafen, sein Blick hing an der Decke und bewunderte die Fresken. Kleine Satyrs tanzten mit Nymphen einen Reigen durch den mythischen Wald, feierten, tranken, liebten sich. Es war wie Szenen aus einem Märchen die ein unbekannter Künstler mit erstaunlicher Präzession auf die Decke des Raumes gebannt hatte. Präzession, Perfektion, dies alles spiegelte sich im gesamte Raum wieder. Makellosigkeit, das war sein Gedanke als, er das Zimmer auf sich wirken ließ.
Makellos, war auch die Haut der Baroness, die ihren Kopf auf seiner Brust abgelegt hatte, als er seine Finger sanft über ihren Rücken gleiten ließ. Qenji spürte, dass sie wach war. Mircella lauschte seinem Herzschlag. Wie ein Metronom schlug es im Takt, ruhig, besonnen, kontrolliert. Es war die Ruhe die dieser Vampir aus dem fernen Osten ausströmte, die ihn so Anziehend für sie machte. Egal ob sie sich liebten, oder ruhten, immer der selbe Herzschlag. „Wie machst du das?“ fragte sie ihn. Sie gestand ihm ihr dunkelstes Geheimnis. Die Baroness von Loire war tatsächlich die legendäre Bestie von Gevaudan. Ihr unbekannter Erschaffer hatte ihr ein Biest vererbt das wild und ungezähmt unter ihrer Brust lauerte. Sie war nicht stark genug die Bestie zu kontrollieren, so sehr sie sich auch bemühte. Sie bat Qenji ihr beizubringen so ruhig zu sein wie er. Es war eine Technik der Ku´nan, zu jeder Zeit musste der Körper gehorchen, der Körper war ein Werkzeug, ein Sklave des Geistes. Er hatte diese Technik perfektioniert. Wie könnte er ihr diesen Wunsch abschlagen.
Kujio,
Tscheljabinsk- Russland, Heute.
Die Musik dröhnte von den Wänden, Menschen tanzten, drängten sich um die Bar, welche aus einem gewaltigen sowjetischen Kampfpanzer gefertigt war und sich erhoben über die Tanzfläche um die eigene Achse Drehte. Das Mirage, war einer der größte Clubs dieses großen Landes. Eine Errungenschaft der Wende, die so viel mehr über die Menschen in diesem Land aussagte als man in Büchern jemals lernen würde. Qenji drängte sich durch die Menge aus tanzenden Leibern, denn er hat sein Ziel bereits ausgemacht. Ein Tisch, etwas abseits der Tanzfläche. Tellman Izmanov feierte als ob es kein Morgen geben würde. Abgeschirmt von seinen Gorillas, zelebrierte der reiche Oligarch sein ganz private Party. Abseits der Menge wurden Champanierflaschen mit einem Säbel enthauptet. Der Großteil des teuren Schampus wanderte auf die Haut der drei leichtbekleideten Schönheiten anstatt in deren Münder, als sie sich ausgelassen auf dem Tisch oder den Sitzbänken räkelten.
Doch Qenjis Interesse galt nicht dem lärmenden Izmanov und seinen Gespielinnen, sondern der Frau die sich etwas abseits hielt. Den Rücken gerade, die Arme vor der Brust verschränkt, beobachtete sie das Treiben ihres Arbeitgebers mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Die Asiatin wirkte fast noch wie ein Kind und stellte dennoch mit ihrer kalten Schönheit die drei Russinnen weit in den Schatten. Das musste die Frau sein, die Qenji gesucht hatte. Anfangs nur ein Name den ihm Emilio von Eden gesagt hatte. Kujio, nun hatte er auch ein Gesicht zu dem Namen. Qenji wollte gerade zu ihr treten als er von den beiden Leibwächtern aufgehalten wurde. Sie würden ihn ohne einen Kampf nicht zu ihr durchlassen. Nicht das diese Gestallten auch nur den Hauch einer Chance gegen ihn gehabt hätten, doch Alexis hatte ihn gewarnt hier keinen Kampf zu provozieren. Qenji verdrehte die Augen, als ob das nicht selbst gewusst hätte. Er würde geduldig sein und zog sich wieder zurück. Er fand Alexis auf der Tanzfläche. Sie hielt einen Cocktail in der Hand und feierte ausgelassen, badete in der Menge und genoss die Lebendigkeit und Ausgelassenheit. Schweren Herzens unterbrach sie ihre Feier und folgte ihm nach draußen. Sie war Qenji nach Russland gefolgt und erst vor drei Tagen angekommen. Ihre Bemühungen mit dem Haus Lada ins Gespräch zu kommen gingen nur frustrierend schleppend voran. Als sie herausgefunden hatten das Izmanov unter Ladas Schutz stand, war sie noch einmal extra motiviert ihrem Liebsten zu helfen.
Als sie vor dem Club auf Izmanov und diese Kujio warteten, bekamen sie sich beinahe in die Haare. Es ging, wie so oft, um Mircella. Alexis mochte die Baroness. In ihrer Zeit als Mündel des großen Irons war sie eine der Wenigen die Alexis mit Freundlichkeit behandelt hatte. Mircella war immer fair zu ihr, auch als sie in dieser verhängnisvollen Nacht in Österreich mit ihr sprach. Obwohl sie beide denselben Mann liebten, verhielt sie sich korrekt. Es tat ihr leid, was Omega ihr angetan hatte. Die Baroness selbst war nicht ihr Problem und sie hielt es für eine gute Sache aus Mircella wieder die Frau zu machen die sie einst war und den Fluch der Bestie wieder von ihr zu nehmen. Ihr Rudel brauchte ihre Baroness und zwar dringend. Remy war ein furchtloser Kämpfer aber ein miserabler Anführer. Er führte sich auf, wie ein selbstgefälliges Arschloch, während das Loire Rudel langsam vor die Hunde ging. Blackmaw hatte bereits durchblicken lassen, dass sie zumindest darüber nachdenken das Loire Rudel zu übernehmen.
Alexis hatte kein Problem mit Mircella, sie hatte ein Problem mit dem was Qenji in jenen Tagen in Österreich getan hatte. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, war Alexis immer noch verletzt deswegen. Sie wollte es ihm nicht vorwerfen, aber es nagte an ihr und sie wollte sich nicht ausmalen was geschehen könnte, sollten sie Erfolg haben und die Bestie von Loire wieder zu Vernunft bringen. Sie hatte es in seinem Kopf gesehen. Diese tiefe Verbundenheit zwischen den Beiden. Sie glaubte Qenji aufs Wort, dass er ihr treu bleiben würde, aber darum ging es ihr auch gar nicht. Jeder von ihnen konnte tun und lassen was er wollte und seinen Spaß dabei haben, aber Alexis hatte Angst ihn gänzlich an Mircella zu verlieren und das machte ihr Angst, denn sie wusste diese Möglichkeit würde bestehen. Wahrscheinlich wusste sie es sogar besser, als Qenji selbst.
Izmanov verließ mit seinem Anhang das Mirage. Alexis las in den Gedanken des Fahrers wo die Fahrt hingehen sollte. Sie folgten Izmanov zu einem Hotel. Seinem Hotel und der Mann bekam an diesem Abend einfach nicht genug. Die private Party tobte im Penthaus weiter und den Lärm den sie dabei verursachten, konnte man bis auf die Straße hinunter vernehmen. Alexis führte ihren Geist nach oben in das Penthause. Eine der leichten Damen erwies sich als willfähriges Ziel. Der Alkohol hatte ihre Sinne benebelt und machte es leicht, sie zur Marionette zu machen. Die Frau stolperte auf Kujio zu und überbrachte Alexis Nachricht. Eine Bitte zu einem Gespräch. Qenji und Alexis warteten in der Lobby auf die hübsche Asiatin. Diese junge Vampirin schien von Natur aus misstrauisch und unnahbar zu sein, aber die Erwähnung Emilios brach das Eis. Die Beiden schilderten Kujio ihr Problem und zu deren Überraschung meinte Izmanovs Leibwächterin, dass sich da etwas in Izmanovs Besitz befände das Mircella tatsächlich helfen könnte.
Eine Hand wäscht die Andere. Alexis und Qenji mussten Izmanov und damit dem Haus Lada eine kleinen Gefallen tun, um diese Hilfe auch zu erhalten. In dem kleinen Dorf Tschebarkul war vor 80 Jahren ein Meteor eingeschlagen. Der Einschlag hatte die Ansiedlung übel zugerichtet und seither hatte sich die Siedlung noch nicht wieder davon erholt. Ein ausländischer Konzern hatte vor kurzem eine Forschungseinrichtung, nahe der Einschlagstelle errichtet, und die Reste des Meteors geborgen. Haus Lada und vor allem Izmanov wünschten, dass diese Einrichtung verschwindet und zwar ohne das etwas auf sie hinweisen würde. Alexis und Qenji stimmten zu. Sie hatten ohnehin keine andere Wahl. Als Bonus sollte Alexis die Möglichkeit bekommen, direkt mit Seraphima Lada zu sprechen. Alexis hoffte inständig das große Haus Lada für das Konzil zu gewinnen, sie würde sich diese Möglichkeit nicht entgehen lassen.
Schwarze Jade,
Tschebarkul - Russland, Heute,
Tschebarkul war wirklich heruntergekommen. Es schien fast so als wäre die einzige Arbeit die die ärmliche Bevölkerung bekommen konnte, diese Forschungsstation sei. Die Leute arbeiteten für einen Hungerlohn und bekamen einfache Aufgaben wie Kisten schleppen oder die Befestigung des Komplexes zu erweitern. Ein erster Augenschein offenbarte was in den Gesprächen mit der Landbevölkerung bereits angedeutet worden war. Diese Forschungsstation verfügte über Verteidigungseinrichtungen und bewaffnete Wachen. Das war mehr eine Festung als ein Labor. Qenji infiltrierte die Eirichtung während Alexis das Netzwerk des Seelenkultes anzapfte. Während Qenji des Leibarzt des Kaisers in der Festung erspähte offenbarte India weitere Details. Der deutsche Konzern Hartmann & Söhne“ war eine Scheinorganisation unter Kontrolle des Vampirkaisers von Japan.
Der Plan war schnell gefasst. Alexis schlug vor die Bevölkerung aufzuwiegeln und auf die Einrichtung zu hetzen. Ein paar der Arbeiter müssten bei ihrer Beschäftigung verschwinden um den Zorn zu schüren. Qenji bemerkte, dass Alexis keinen Gedanken an Zivile Opfer zu verschwenden shien. Erst als er sie darauf ansprach wurde Ihr bewusst wie sehr sie sich verändert hatte. Sie war härter geworden und erbarmungsloser. Nach den Dingen, die vor einem Jahr geschehen waren, war nicht mehr viel übrig von der ängstlichen, weichen Hexenmeisterin die stets versuchte alles zum Guten zu wenden. Die Tochter Stracos und der Jaga hatte macht erlangt und Ambitionen entwickelt die sie vorantrieben. Was scherte sie das flüchtige Leben irgendwelcher Hinterwäldler.
„Arbeitsunfälle“ häuften sich und Alexis pflanzte mit ihrer Telepathie die richtigen Gedanken in die richtigen Köpfe. Es dauerte nicht lange bis das Blut der armen Bevölkerung in Wallung geriet und sich ein wütender Mob bildete. Schreiende, zornige Menschen rüttelten an den Zäunen, stimmten hastig improvisierte Parolen an und warfen kleine Steine und Müll nach den bewaffneten Wachen die sich vor dem Eingang der Einrichtung aufgebaut hatten.
Es fehlte nur ein kleiner Anstoß um die Situation eskalieren zu lassen. Alexis griff nach dem Geist einer der Wachleute. Ein Finger krampfte sich um den Abzug, ein Schuss knallte, peitschte über das Feld und traf einen der Demonstranten zwischen die Augen. Der Getroffene kippte um und fiel mit dem Gesicht voran in den Matsch. Es war einen kurzen Moment toten still. Der Zorn der Menge wandelte sich in blanke Raserei. Der Tropfen, der das Fass zum über laufen brachte, war gefallen und wie einem unhörbaren Befehl folgend, schwappte die Menge über den Zaun hinweg und rannte dem panischen Abwehrfeuer der Wachen entgegen um sie mit bloßen Händen zu zerreißen. Qenji war bereits auf dem Dach unterwegs und sein Schwert ermordete die Scharfschützen und ließ das Maschinengewehr verstummen. Alexis nutzte ihre Telekinese und zerlegte die Gewehre der Wachen am Boden in ihre Einzelteile. Kein Schuss fiel mehr, als die Menge über die toten Dorfbewohner hinwegsetzte und die unbewaffneten Wachen erreichte. Fäuste, Steine und Messer nahmen die Wachleute auseinander. Eine kleine Handvoll wendete sich zu Flucht und rannten in Richtung der Wildnis davon, eine Horde zorniger Bürger auf ihren Fersen. Die Leute fingen an die Einrichtung Stück für Stück auseinander zu nehmen, während Alexis und Qenji sich ihren Weg ins Innere bahnten.
Eine große kreisförmige Lagerhalle im Zentrum des Komplexes war ihr Ziel. Die Computer waren gerade dabei sich selbst zu löschen. Geistesgegenwärtig kappte Qenji die Stromzufuhr um einige der Daten zu retten. Alexis schritt auf die Mitte des Raumes zu. Der Meteor war riesig. Ein klumpen extraterrestrischen Gesteins mit gut zwei Metern Durchmesser hing, von Ketten gehalten, von der Decke. Bohrlöcher übersäten die Unterseite und auf den umliegenden Tischen lagen die Splitter zu keinen Haufen aufgetürmt. Alexis nahm einen der Splitter unter die Lupe und ging die Aufzeichnungen durch, die auf den Tischen verstreut herumlagen. Laut der kristallinen Form, der Wickers Härte und der chemischen Zusammensetzung handelte es sich bei dem Gestein um Jade. Der ganze Meteor schien daraus zu bestehen, doch war der Edelstein so schwarz wie eine sternlose Nacht.
Sie waren nicht allein in der Lagerhalle. Zwei Vampire griffen sie an. Einer war in eine rituelle Samurai Rüstung gehüllt und kreuzte sein Katana mit Qenji. Das war das erste Mal das Qenji Nura, der Ronin, sein Schwert gegen einen Ku´Nan erhob. Sie kämpften wie Kriegsgötter. Die Klingen wirbelten so schnell umher, dass es unmöglich war ihnen mit bloßem Auge zu folgen und prallten mit der übermenschlichen Kraft aufeinander, wie sie nur zwei Vampirkrieger entfesseln konnten. Der Ku´Nan war gut ausgebildet und stark, aber Qenji war der erfahrenere Kämpfer. Sein Herz zögerte jedoch, war es doch ein einstiger Bruder den er nun zum Feind hatte. Sein Zögern brachte den Ronin in Bedrängnis doch am Ende war es Qenjis Schwert das dem Ku´Nan den behelmten Kopf von den Schultern trennte.
Alexis wurde aus dem Schatten heraus angegriffen. Wurfsterne und Pfeile flogen aus dem Schatten und wurden von ihr abgelenkt. Ein Pfeil traf ihren ungeschützten Leib. Zornig und unter Schmerzen zog sie den gefiederten Schaft aus ihrem Fleisch. Zeit diesem Mann zu zeigen wie man in Europa zu Kämpfen gedachte. Mit ihren Kräften sammelte sie all die kleinen Splitter auf den Tischen und ließ sie zur Decke emporsteigen. Ein einer gewaltigen Explosion prasselten die Splitter zwischen die Streben der Dachkonstruktion wie Geschoße und der Schatten bot keinen Schutz mehr. Verletzt, offenbarte sich ihr Angreifer. Kaum setzte er einen Fuß auf den Boden, lösten sich die Ketten die den Meteor auf der Decke hielten. Alexis hatte die Nieten gelöst und der tonnenschwere Gesteinsbrocken schwang herum wie ein Pendel, zerschmetterte ihren Angreifer und begrub seine Überreste unter seinem Gewicht.
Sie hatten es geschafft. Der Leibarzt des Kaisers ist ihnen zwar entkommen doch sie konnten den Meteor sicher stellen. Das Konzil war bereits auf dem Weg hier her und würde alles von Wert nach Zürich schaffen. Schwarze Jade, der Leibarzt des Kaisers? Qenji klärte Alexis auf. Jade war einer der Hauptbestandteile von Miwa 38. Der Kaiser schien an einer neuen, verbesserten Version des Minde Wave zu arbeiten. Niemand konnte mit Bestimmtheit sagen, wieviel des fremdartigen schwarzen Kristalls bereits nach Japan abtransportiert worden war, doch Alexis war froh zumindest den Nachschub unterbunden zu haben.
Am Nächsten Abend trafen sich die Beiden mit Kujio und Izmanov in einem seiner Clubs. Izmanov hielt sich an den Deal. Er übergab den beiden ein altes Bild, das „das Auge des Wolfes“ genannt wurde. Izmanov war mit Kunsthandel Reich geworden und besaß eine außerordentliche Sammlung von zum Teil unbekannten und ungewöhnlichen Meisterwerken. Dieses Bild von einem gewissen Heizenberg war eines Davon. Es war eine Leihgabe. Izmanov meinte der Anblick des Bildes würde genügen um der Baroness zu helfen, wenn sie es dann wieder zurückbrächten würde Alexis eine Audienz bei Seraphima Lada erhalten.
Ohne dich….
Österreich – Burg Hochosterwitz, vor etwa einem Jahr.
Der Raum war nur durch wenige Kerzen beleuchtet doch der silberne Schein des vollen Mondes spendete genügend Licht durch die offenen Fenster des kleinen Turmzimmers, das sie für ihre Übungen auserkoren hatten. Qenji und Mircella saßen sich im Schneidersitz gegenüber und hatten ihre Augen geschlossen. Der Ku´Nan sog die Luft in seine Lungen. Langsam und im Rhythmus seines Herzschlages. Atmung und Puls wurden eins, das Blut pulsierte sanft durch seinen Körper, es wurde still und ruhig in ihm, wie die Blüten des Kirschbaumes die von dem Baum fielen und im sanften Wind des späten Frühlings hin und her wogen. Er bemerkte wie Mircella es ihm gleich zu tun versuchte, doch er konnte spüren wie die Bestie in ihr immer Stärker wurde. Er versuchte sie zu beruhigen und ihr zu helfen. „Atme… Konzentriere dich…“ doch seine ruhigen Hinweise halfen nur wenig. Die Bestie in Mircella bemerkte, dass man versuchte sie wegzusperren. Sie tobte als Mircella versuchte sie zu unterdrücken und ihr den Weg zu versperren und bahnte sich wutentbrannt ihren Weg nach draußen. Mircellas Hände verformten sich zu haarigen Klauen, ihre Zähne wurden Lang und spitz. Sie sprang nach vorne, begrub ihre Klauen in Qenjis Schultern und nagelte ihn an der Wand hinter ihm fest. Zornig Knurrte die Bestie den Vampir an und fletschte mit den Zähnen. Qenji starrte in Augen, die nicht länger die eines Menschen waren. Noch war die Verwandlung nicht vollendet, noch war Mircella nicht gänzlich verschwunden. Es war ein Kampf der Willenskraft, den er mit dieser Kreatur austrug und letzten Endes war es Qenji der diesen Kampf gewann. Die Bestie zog sich zurück und Mircella viel vor Qenji auf die Knie. Erschöpft, zittrig und verängstigt. Diese Schlacht war gewonnen aber der Krieg noch lange nicht. Qenji half ihr auf. „Siehst du. Du bist, stark genug um sie zu bezwingen.“ Sagte er. Doch war es Mircella oder Qenji Nura der die Bestie bezwungen hatte?
Zweifel und schlechte Kunde
Berlin – Deutschland, Heute,
Alexis hatte es mehr erraten, doch hatte Qenji auch genügend Andeutungen gemacht. Bisher hatte sie geglaubt, das der Zustand der Baroness auf das Einwirken von Omega zurückzuführen war. Nun musste sie erfahren, dass Mircella es niemals unter Kontrolle hatte. All die Gerüchte entsprachen der Wahrheit. Sie war die Bestie von Gevaudan. Kenneth musste das gewusst haben. Wenn Mircella die Bestie nicht im Griff hatte war es vielleicht ein Segen, dass man sie endlich tötete. Vielleicht war es besser Blackmaw würde das Rudel übernehmen. Sie behielt ihre Bedenken jedoch für sich, denn Qenji war wild entschlossen sie zu retten. Sollte ihm dabei etwas zustoßen wird sich diese Bestie jedoch wünschen, einfach getötet worden zu sein. Baroness hin oder her.
Eilig reiste man nach Berlin, wo sich das improvisierte Gefängnis der Bestie, die aus Mircella geworden war, befand. Alexis informierte Kenneth und India über ihr kommen. Es gab Neuigkeiten. Die Heilige Lanze war anscheinend doch nicht Zerstört worden und ist in Weißrussland aufgetaucht. Alexis mahnte zur Eile. Das Konzil musste schnell der Lanze habhaft werden bevor ihnen die Kirche zuvorkam. Wenn die lebende Heilige den Unsterblichen auch ohne der Lanze besiegt hatte war die Vorstellung, sie auch noch mit der heiligen Reliquie zu bewaffnen, wahrlich furchteinflößend.
Aleister Crowley war mit seinem gesamten Clan nach Osten gereist und war seitdem verschwunden. Soweit India wusste, plante er einen Krieg mit dem Vampirkaiserreich anzuzetteln und Theresa zu befreien. Der Kaiser hatte wie es aussah den buchstäblichen Teufel persönlich am Hals.
Das Auge der Bestie
Berlin – Deutschland, Heute,
Qenji fühlte sich verpflichtet es zu Ende zu bringen. Während Alexis sich neben Kenneth Irons und India aufstellte, betrat er vorsichtig, mit dem verhangenem Bild unter dem Arm, den Käfig. Der Käfig war ein vier mal sechs Meter großer und zweieinhalb Meter hoher Container aus einer sechs Zentimeter dickem Silberstahl Legierung. Durch die dünnen Lüftungsschlitze drang nur wenig Licht und als Qenji die Tür hinter sich schloss war er fast völlig in Dunkelheit gehüllt. Seinen Augen machte das nur sehr wenig aus. Stolz blickte er der Bestie in die Augen, die in einer Ecke des Containers kauerte und herausfordernd knurrte. Der Werwolf in den sich Mircella verwandelt hatte war die größte Bestie die Qenji jemals zu Gesicht bekommen hatte. Das rotbraune Fell war lang und strähnig, die Klauen scharf und so groß wie Schwerter. Voll aufgerichtet musste sie mindesten drei Meter groß sein. Qenji wich nicht vor ihr zurück. Er lehnte das Bild gegen die Wand. Erst wollte er versuchen Mircella dazu zu bringen aus eigener Kraft zurück zu kommen. „Mircella, Ich bin es. Dränge sie zurück! Ich weiß dass du das kannst.“ Sie konnte es nicht. Die Bestie erkannte wer er war und stürzte sich auf ihn. Diesmal würde sie ihn töten, diesmal war sie ganz.
Das Brüllen und der Lärm waren eindeutig. „Sie wird ihn umbringen…“ sagte Alexis mehr zu sich selbst als zu ihrem Ziehvater, der neben ihr stand, und stürmte auf den Container zu.
„Alexis!“ Sie ignorierte die strenge Anweisung Kenneths und rannte weiter. Diese Bestie würde ihren Qenji töten und das konnte sie nicht zulassen, niemals. Sie hatte den Container schon fast erreicht als Schmerzen in ihrem Kopf explodierten und ihre Beine ihr nichtmehr gehorchten. Sie viel auf die Knie. Es war Irons der sie festhielt, und es ihr unmöglich machte sich zu bewegen. Nur noch drei Schritte trennten sie von dem Container. Der Lärm darin wurde immer lauter. Mit Tränen in den Augen schaute Alexis verzweifelt auf ihr Ziel, das so nah und doch so fern lag.
Er hatte kein Recht sie festzuhalten. Niemand hatte ein Recht dazu. Sie war eine Straco und sie war eine Jaga. Langsam kämpfte sie sich auf die Beine. Blut lief ihr aus der Nase und den Ohren, die Schmerzen kratzten an ihrem Bewusstsein, rissen an ihrer Seele aber sie würde sich nicht festhalten lassen. Sie würde nicht hier knien und zusehen wie Mircella, den Mann zerfleischte den sie liebte. Sie weinte blutige Tränen, als sie einen Schritt nach vorn machte und Kenneths telepathischen Fesseln endgültig durchbrach. „Warum riskierst du so viel!“ rief ihr, ihr Ziehvater hinterher. Sie hätte diese Barriere nicht durchbrechen können sollen. Sie hatte es dennoch getan.
Er wich der Pranke aus und hechtete nach dem Bild. Die Klauen der Bestie krallten sich in sein Bein und rissen das Fleisch bis zu den Knochen auf. Ein schnappendes Kiefer folgte ihm quer durch die dunkle Zelle. Er enthüllte das Bild und richtete das Auge des Wolfes gegen die Bestie. Die Leinwand war blütenweiß und unberührt. Doch die Bestie starrte darauf und wurde still. Wie von Geisterhand entstand ein Bild. Erst eine grobe Skizze aus Kohle, Strich für Strich. Dann trug ein unsichtbarer Pinsel die Farbe auf. Immer schneller, als ob ein geisterhafter Maler wie im Wahn, Farbe auf die Leinwand aufbrächte. Während auf der Leinwand langsam ein Großer Wolf mit rotbraunem strähnigem Fell Gestalt annahm wurde aus der Bestie welche wie gebannt dem Schauspiel auf der Staffelei folgte, wieder die kleine zierliche Frau mit den edlen Zügen.
Die Tür flog auf und Alexis stolperte halb tot hindurch. Qenji sah ihr sofort an warum sie hereingeplatzt war und was sie dafür auf sich genommen hatte. Schnell nahm er sie in seine Arme. „Ich .. Ich dachte Sie würde dich umbringen….“ brachte sie noch hervor, bevor Qenjis Kuss ihre Lippen verstummen ließ.
Das Bild war komplett und Mircella saß immer noch wie gebannt davor, bis Qenji das „Auge des Wolfes“ wieder mit dem Tuch abdeckte. Sie war nackt und verwirrt, aber sie schien zumindest wieder die Alte zu sein.
Alexis und ihr Qenji verbrachten ein Wochenende an der französischen Mittelmeer-Küste. Eine winzige Auszeit, die ihnen Die Baroness von Loire spendierte. Sie war überaus dankbar und ließ es sich nicht nehmen für alles zu sorgen. Die Verabschiedung war herzlich, auch wenn schwere Zeiten auf Mircella zukommen dürften. Remy würde sie unausweichlich herausfordern und ihr die Vormachtstellung in dem Rudel streitig machen. Alexis hatte angemerkt, dass er wohl kaum eine Chance gegen die Bestie von Gevaudan haben würde und Mircella stimmte ihr zu, doch sicher wirkte sie dabei nicht.
Lada und der Lotus
Moskau – Russland, Heute,
Sie brachten das Bild in Moskau zurück, und tatsächlich erhielt Alexis eine Audienz bei Serafima Lada. Die Vampirin war großgewachsen, hart und schön zu gleich. Alexis stellte sich als Straco vor und Serafima stöhnte nur auf und fragte nach dem Lotus. Sie musste diesen Namen bereits in Verbindung mit den Hexern des Ostens gehört haben. War Vincent etwa ein Mitglied des Lotus gewesen? Alexis hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Sie war hier um das Haus Lada in das Konzil zu bringen und machte deren Herrin die Vorteile eines Beitritts schmackhaft. Doch die Lada schienen kein Interesse an Macht, Einfluss oder Geld und Blut aus Europa zu haben und lehnte dankend ab. Alexis hoffte zumindest Eindruck geschunden zu haben.
Kujio war ein Mitglied des Lotus und Alexis löcherte sie nach dem Treffen mit Fragen. Ein Vincent Straco war ihr unbekannt, doch erzählte sie sehr viel über den Lotus selbst. Viel Dinge waren Qenji nicht unbekannt. Der Lotus war der erklärte Feind des Kaisers. Er bestand eigentlich aus zwei verschiedenen Organisationen die in Wahrheit jedoch Eins waren und nur unterschiedliche Aufgaben übernahmen. Der Weiße und der Schwarze Lotus. Dazwischen stand die Morgenröte dem Kujio angehörte.
Die Reise weiter nach China verlief ruhig und Beide waren begierig darauf, was sie in dem Fremden fernen Land erwarten würde.
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